Polentakuchen mit „Türggo Meahl“

„A Türggo Meahl für Ribel“. Wenn  nur Bahnhof verstehst, bist du sicher nicht VorarlbergerIn oder hast sonst keinen Zugang zum einschlägigen Dialekt. Türggo Meahl bedeutet auf vorarlbergerisch Maismehl. Der Begriff kommt angeblich aus dem 17. Jahrhundert, als im Vorarlberger Rheintal der Maisanbau entstand. In der Annahme, der Mais stamme vom Balkan bzw. aus der Türkei, nannte man das neue Getreide Türggen (Türken) oder Türggenkorn. Nicht nur bei den urigen Dorabirer (Dornbirner; meine Heimat) heißt das Mehl noch heute so.

Ribel ist nichts anderes als Sterz in Ostösterreich und war früher das Armenessen. Mais aus dem eigenen Acker war neben Kartoffeln (Grumpara) lange das wichtigste Grundnahrungsmittel im Rheintal. Damals gab es das traditionelle „Türggobrätscha“, bei dem die Maiskolben geschält und zum Trocknen aufgehängt wurden. Leute, die das früher machten, wurden „Vorbrätscher“ genannt. Heute ist es schon selten geworden und eine Attraktion im herbstlichen Marktprogramm.

Ribel (Sterz) aus Türggogriaß (Maisgrieß) gab es öfter am Morgen oder zu Mittag bei Oma. Serviert wurde dieser mit Zucker und Milchkaffee. Auch meine Oma hat die Vorliebe, den Ribel in den Kaffee zu tauchen, wie es immer schon Brauch war. Dieser „Gatsch“ ist schmackhaft und saftig. In der Kinderversion bekamen wir eher Heidelbeer- oder Hollermus (Holunder) zum Ribel. Ebenfalls bekannt und beliebt auf dem Land!

Im Dorfblatt „Heimat Wolfurt“ aus dem Jahr 1931 beschreibt Siegfried Heim die Essgewohnheiten anno 1870: Da gab es „z Morgo“ ursprünglich überall ein Mus, das mit Milch und Mehl sowie ein wenig Butter angerührt wurde. Ohne Luxuszutaten wie Zucker, Zimt oder Salz als Geschmacksverstärker – einfach nur Mus. Dieses aß man heiß aus der Pfanne. Den einzigen Geschmack bekam das Mus durch die sogenannte „d Rummat“, die etwas angebrannte Bodenkruste. Erst war es ein Mehlmus, später dann auch ein Türkenmus. Um 1870 verdrängte dann der Türggo-Stopfer nach und nach das Mus. Dies wurde dann wie vorhin beschrieben entweder mit einem „Beckile Milch“ (Tasse Milch) oder - Kaffee serviert. In guten Zeiten bekamen die Kinder sogar ein bisschen Zucker über den Türggo-Stopfer gestreut.

Mais, die alte Kulturpflanze, hat eigentlich indianischen Ursprung und kommt aus Zentralmexiko und Peru. Mais gilt als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel der Welt, hauptsächlich in Entwicklungsländern. Rund 15% der globalen Maisernte dienen als Nahrungsmittel, über 60% als Futtermittel für Nutztiere. Die Vielfalt von Mais an Sorten (Hartmais, Zahnmais, Zuckermais, Stärkemais…) und im Einsatz für Fertigprodukte ist groß: Es gibt sogar schwarzen Mais, genannt „Schwarzer Azteke“.

Zu den uns bekanntesten Maisprodukten zählen Cornflakes und Popcorn. Wusstest du, dass die ersten Cornflakes Ende des 19. Jahrhunderts vom US-amerikanischen Arzt John Harvey Kellogg und seinem Bruder Will Keith Kellogg hergestellt wurden? – Allerdings aus Weizen. Sie wollten ein gesundes, vegetarisches Grundnahrungsmittel für Ihre Patienten. Ihre Methode wurde später auch auf Mais ausgedehnt.

Popcorn stammt ebenfalls aus den USA. Es wird aus einer speziellen Maissorte, nämlich dem Puffmais, hergestellt. Eine leckere Beilage aus Mais ist die vor allem in Italien beliebte Polenta. Polenta ist ein aus Maisgrieß hergestellter Brei, der mit Milch und/oder Parmesan verfeinert werden kann.

Mais überzeugt nicht nur mit seinem Geschmack, sondern vor allem auch durch seine vorteilhafte Nährstoffkombination. Das Getreide enthält neben etwa 72% Wasser Kohlenhydrate, Eiweiße und wertvolle Mineralstoffe wie Eisen, Kalium, Kalzium, Natrium und Phosphor. Außerdem stecken im Mais verschiedene B-Vitamine, das Provitamin A, Vitamin E sowie Vitamin C, Selen und Zink. Durch die vielen enthaltenen Ballaststoffe hilft Mais bei der Verdauung. Zudem unterstützt und entwässert er die Nierenfunktion.

Für Menschen mit Zöliakie ist Mais eines der Grundnahrungsmittel. Viele Backwaren werden mit Maismehl hergestellt. Wie auch dieses Kuchenrezept.

Kuchen mit gemahlenen Nüssen hab ich schon immer sehr gerne gehabt, da sie meist besonders saftig werden. Dieser Kuchen ist wirklich herrlich saftig und schnell in der Zubereitung. Er schmeckt besonders gut mit einer warmen Beerensauce.

 

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Polentakuchen

Zutaten:

  • 220 g Butter + Butter zum einfetten
  • ca. 210 g Zucker
  • 1 TL Bourbon Vanillezucker
  • 220 g geriebene Mandeln oder Haselnüsse
  • 3 Eier
  • 1 Stk. Zitrone
  • 220 g Türggo Meahl (Mais-, Polentamehl)
  • ½ TL Backpulver (nehme immer das von Dr. Oetker, weil es glutenfrei ist)
  • 1 Prise Salz
  • frische Beeren oder TK-Beeren zum Erhitzen
  • Staubzucker zum Bestäuben

Zubereitung:

  1. Backofen auf 150° C (Ober-/Unterhitze) vorheizen. Springform mit Butter einfetten. Butter, Zucker und Vanillezucker cremig rühren. Nun die Nüsse hinzugeben und alles gut vermengen. Eier einzeln einrühren.
  2. Zitrone heiß abwaschen und etwas Zitronenschale abreiben. Zitrone anschließend pressen und sowohl den Saft sowie die Zitronenschale unterrühren. Maismehl, Backpulver sowie Salz einrühren und alles gut vermengen.
  3. Masse in die Springform geben und auf der mittleren Schiene des vorgeheizten Ofens und so lange backen, bis der Kuchen goldgelb wird (mindestens 1h bis evtl. sogar 2 h – immer wieder nachsehen).
  4. Kuchen anschließend aus dem Ofen nehmen, auskühlen lassen und  mit Staubzucker bestäuben. Dazu passen frische Beeren sehr gut oder eine warme Beerensauce.