Tante Lisis Gedeckter Apfelkuchen

Heute ist der Kuchen mal ausnahmsweise nicht von mir – nur die Fotos davon. Aber keine Angst, es bleibt alles in der Familie. Denn „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, und der Kuchen ist von meiner Großtante, unserer 87-jährigen Tante Lisi. Seit Kindheitstagen gibt’s bei Tante Lisi selbstgemachten Kuchen.

Meine Mutter sagt aber, das habe erst mit der Geburt ihrer Großneffen und –nichte (mir) begonnen. Von der Zeit davor – und bis heute – ist nur Tante L’s exklusive Weihnachtsbäckerei bekannt, auf die ich, dank Glutenunverträglichkeit, aber immer verzichten muss.

Neu entdeckte Klasse  

Bericht meiner Mutter und mir über das Tantchen.

Tante Lisi ist Jahrgang 1926. Damit hat sie schon 87 Lenze am Buckel und ist zudem Jahrgängerin der englischen Queen. Mit dieser teilt sie sich auch den Vornamen: Elisabeth. Es ist aber zu bezweifeln, dass da noch weitere, tiefergehende, Gemeinsamkeiten bestehen, oder die Queen auf die Koseform „Aunt Lizzi“ hört. Aber wer weiß! Die Queen ist – was man so gemeinhin vernimmt – auch eine recht patente Person. Allerdings wurde meines Wissens nie über die Hobbys Malen, Stricken oder Backen von Ihrer Majestät berichtet, sondern über ihren Hang zu Möpsen. Apropos Möpse: Ähnlich wie die Queen verfügt Tante Lisi auch über Körbchengröße D bis E. Und früher waren die absolut sexy.

Also um es auf den Punkt zu bringen: Unsere Tante Lisi ist im Vergleich zu Her Royal Highness ein echter Feger. Sowohl optisch als auch charakterlich. Sie hat einen Hang zum Glamourösen, gänzlich frei von kitschigen Attitüden. So war sie in jungen Jahren der Typ Garbo mit Marilyn-Monroe-Appeal und dem Herzen von Pippi Langstrumpf. Kurz, ein Rasseweib! Sie malt in Picasso- oder Chagall-Manier – je nach Lust und Laune –, gestaltet das Haus um, jongliert spitze Stricknadeln mit sehenswerten Ergebnissen und sie backt seit knapp dreißig Jahren Biskuitrouladen, Apfelstrudel, Schokoladentorten sowie Obstkuchen vom Blech und aus der Form. Letztere sind meine absoluten Favoriten. Die ungehemmte Leidenschaft zur „Storarei“, wie Tante Lisi selbst ihre kreative Umtriebigkeit im Dornbirner Dialekt bezeichnet, ist daran schuld. „Stora“ (=aufstöbern, auf- und umrühren) bedeutet beim Tantchen Neugier auf Neues. Im Winter ist Tante Lisi auch am „Bohra“ (Bohren), womit sie meist das Stricken meint. Die Bohrerei kann aber auch anderes bedeuten, nämlich nachhaltig kreatives Treiben in Haus und Garten, üppige Weihnachtsdekos oder dicken Farbauftrag auf Leinwände.

In den späten 70ern startete Tante Lisi ihre weihnachtlichen Backversuche mit jährlich zunehmendem Erfolg. Auf Hausbackenes dehnte sie dieses Können aber erst seit der einsetzenden Flut von Großneffen und einer Großnichte (mir) aus. Für die heiß geliebten Kinderlein wurde aber auch kiloweise gestrickt, wozu sich das Tantchen Anleitung bei alten Handarbeits-Pros – dieser tendenziell dörr-trockenen Frauenspezies – holte. Aber selbst unter diesen Werkerinnen fand Tante Lisi ein paar erfrischende Originale, die ihr nicht nur die Sockenferse oder Zopfmuster, sondern auch komplizierte Ornamente nahebrachten.

Obgleich von divenhafter Anmutung war Tante Lisi die Rolle der kinderlieben, Geschenke-beladenen Erb- und Patentante von Anfang an auf den Leib geschrieben. Sozusagen 50 Jahre im Kinder-Verwöhn-Modus. Während dieser ganzen Zeit scheiterten auch alle Versuche einer anderen Namensgebung. Auch Keine/r der Freundinnen und Freunde ihrer Neffen-Nichte-Schar nannte sie je anders als Tante Lisi. Tante Lisi und Gedeckter Apfelkuchen sind Klassiker. Fast sowas wie eingetragene Marken. Unter uns: Es gab schon weit weniger „Gifted People“ oder originelle Rezepte, die’s ins Fernsehen oder zum Theater geschafft haben! Also mit über 87 Jahren ist auch Tante Lisi und ihr Gedeckter Apfelkuchen fällig für den Blog im Weltweitnetz. – Das finden zumindest Mama und ich. Und Tante Lisi lacht dazu.

 

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Tante Lisis Gedeckter Apfelkuchen

Zutaten:

  • 300 g (glutenfreies) Mehl
  • 100 g Zucker
  • 200 g Butter
  • 1 Prise Salz
  • ½ TL Backpulver
  • 2 EL Schlagobers
  • 1 Ei
  • 1 Eidotter

Für die Apfel-Mischung:

  • 1 kg Apfel
  • 100 g Sultaninen (zuvor in etwas Rum einlegen)
  • 100 g Zucker
  • 50 g Walnüsse
  • ½ - 1 TL Sonnentor Zimt

Zubereitung:

  1. Mehl u Butter abbröseln, Zucker, Ei und Eidotter hinzugeben und einen Mürbteig herstellen. Schnell, damit der Teig nicht „brandig“ wird und nicht bröselt. Falls nötig, etwas Sahne (Obers) hinzugeben und dann etwa 20-30 Minuten ruhen lassen.  Kühl stellen, aber nicht in den Kühlschrank (da ist es etwas zu kalt).
  2. Teig auswalken –  einmal etwas größer als die Kuchenform für den Kuchenboden und einmal gleich groß wie die Form für den Kuchendeckel.
  3. Boden: Ausgerollten Teig in die Form geben und diese damit auskleiden: Überstehenden Teig innen an der Form hoch streichen. Beide Teigflächen mit einer Gabel mehrfach einstechen.

Apfelfüllung:

  1. Äpfel schälen, entkernen und in dünne Scheiben hobeln. Äpfel in einer Pfanne  2-3 Minuten andünsten. Dann (in Rum eingeweichte) Rosinen, Zucker, Zimt und gehackte Walnüsse hinzugeben und alles gut vermengen. Butter in einer Pfanne zergehen lassen und die Mischung darin bei mittlerer Hitze etwa 2-3 Minuten unter Rühren erwärmen.
  2. Die Mischung in die Forma auf den Teigboden geben und mit dem Teigdeckel bedecken.

Notizen:

Im vorgeheizten Ofen bei 180-200°C Ober-/Unterhitze etwa 45-50 Minuten backen: auf der 2. Schiene von unten, bis er goldbraun ist.